Wer haftet für Schwester Agnes?
„Das ist erst der Beginn.“ Mit dieser nüchternen Feststellung im Hinblick auf den Mangel an Ärzten und Pflegekräften hat die sächsische Staatssekretärin für Soziales Andrea Fischer den JuraHealth Congress 2011 in Dresden eröffnet. „Wir fühlen uns mittendrin im demographischen Wandel“, sagte Fischer und verwies darauf, dass die niedergelassenen Ärzte in ihrem Bundesland im Durchschnitt bereits 51 Jahre alt sind. „Wenn wir das aktuell erreichte Versorgungsniveau nicht gefährden wollen, müssen wir aktiv werden“, forderte die Staatssekretärin die rund 180 Klinikmanager, Juristen, Ärzte und Pflegenden im Dresdener Congresszentrum auf.
Nur wenige Wochen nach der Veröffentlichung der vielbeachteten Heilkunde-Übertragungsrichtlinie durch den Gemeinsamen Bundesausschuss diskutierten Experten aus Wissenschaft und Praxis in Dresden über die künftige Aufgabenverteilung im Gesundheitswesen.
Konrad Schumann vom Sächsischen Pflegerat forderte erneut ein Berufegesetz für die Pflege, lobte aber die G‑BA-Übertragungsrichtlinie, die im Rahmen von Modellprojekten ein Schritt in die richtige Richtung sei. Dem stimmte auch der Kölner Gesundheitsrechtler und JHC-Initiator Prof. Dr. Volker Großkopf zu, der aber auch vor rechtlichen Risiken warnte.
So müsse zum einen die Haftpflichtversicherung in die Planungen zur Übernahme ärztlicher Leistungen durch die Pflege einbezogen werden, um einen ausreichenden Schutz auch bei neuen Tätigkeiten zu gewährleisten. „Zum Anderen muss jede Übertragung argumentativ hinterlegt sein“, erklärte Prof. Großkopf. „Eine Übertragung vom Arzt auf die Pflege kommt ohnehin nur in Betracht, wenn es sich nicht um medizinische Kernaufgaben handelt.“
Mehr Verantwortung für die Pflege setzt auch die konsequente Fortführung der Akademisierung voraus, betonte der Kölner Bildungswissenschaftler Prof. Dr. Wolfgang M. Heffels, damit mehr evidenzbasiertes Wissen im pflegerischen Bereich erarbeitet werden kann, auf das sich dann auch die Patienten verlassen können müssen. „Neben dem ärztlichen brauchen wir auch einen pflegerischen Gewährleistungsanspruch“, forderte Heffels in Dresden.
Ausblick auf das nächste Jahr
Der JuraHealth Congress 2012 wird sich bereits am 24. Mai 2012 in Köln mit dem Themenkomplex „Gewalt in der Pflege“ beschäftigen und dabei auch die besondere Situation der psychiatrischen Einrichtungen berücksichtigen. Das Programm und weitere Informationen sind im Internet unter www.jurahealth.de zu finden.