„Die Patientenverfügung ist nur ein Indiz“

Kontroverse Diskussionen zum Umgang mit dem Patientenwillen erwarten die Besucher auf dem JuraHealth Congress 2009 im Mai in Berlin. Als Referent spricht auch Prof. Dr. Wolfgang M. Heffels, der in der Patientenverfügung nur einen Mosaikstein bei der nach einer Entscheidung im Sinne des Betroffenen sieht.

Die aktuellen Überlegungen um die gesetzliche Regelung von Patientenverfügungen setzen an der falschen Stelle an, meint der Kölner Ethiker Prof. Dr. Wolfgang M. Heffels von der Katholischen Hochschule NRW und klagt über eine „Trivialisierung der Diskussion“. Ganz gleich auf welchem Wege ein schriftlich fixierter Patientenwille niedergelegt wurde, stelle er stets nur eine spekulative Äußerung des Betroffenen über seine mögliche Entscheidung in der letztendlichen Krankheitssituation dar. „Es ist ethisch nicht vertretbar, den Handelnden, also Ärzten und nahen Angehörigen, durch juristische Konstruktionen die Verantwortung zu nehmen“, so Prof. Heffels. Sie müssten in der Situation jeweils entscheiden, ob die schriftlichen Handlungsanweisungen in der Patientenverfügung mutmaßlich dem tatsächlichen Willen des Betroffenen entsprechen oder ob es daran berechtigte Zweifel gibt. Die aktuelle juristische Diskussion führe also am Kern des Problems vorbei und sei von Praktikern nicht mehr nachvollziehbar. „Eine gesetzliche Regelung nimmt die Ethik aus der Entscheidung“, kritisiert Prof. Heffels und wird diese Thesen am 14. Mai beim JuraHealth Congress in der Berliner Urania ausführen.

Der Pflegeethiker Prof. Dr. Wolfgang M. Heffels von der Katholischen Hochschule Nordrhein-Westfalen (KatHO NRW).

Neben der pflegewissenschaftlichen Perspektive geht es auf dem JuraHealth Congress 2009 vor allem um die juristische und ethische Sicht auf den Umgang mit Patientenwillen. In ihrer Eröffnungsrede wird Bundesjustizministerin Brigitte Zypries die kurz zuvor erwartete Entscheidung des Deutschen Bundestages zur Zukunft der Patientenverfügungen kommentieren. Mit der Vorsitzenden Richterin Frau Dr. Meo-Micaela Hahne vom Bundesgerichtshof spricht zudem eine Juristin, die zahlreiche wegweisende Urteile in dieser Frage verantwortet.

Als einer der führenden niederländischen Geistlichen und renommierter Medizinethiker erörtert Erzbischof Willem Jacobus Eijk aus Utrecht zentrale Thesen zu ethischen Entscheidungen im Umgang mit sterbenden Menschen und zur Bedeutung des Patientenwillens.

Als wichtiger Congress der Pflegebranche greift der JHC 2009 in Berlin selbstverständlich auch den jüngst vorgelegten Expertenstandard zur Ernährung auf, der in der Urania im direkten Dialog von Pflegewissenschaft und Kostenträgern diskutiert wird. Gerade im Bereich der künstlichen Ernährung gilt es immer wieder, den Patientenwillen zu achten und einzuschätzen. Zur Sicht der Betroffenen äußert sich die Patientenbeauftragte der Bundesregierung, Frau Staatssekretärin Helga Kühn-Mengel.

Flankiert wird das hochkarätige Vortragsprogramm durch begleitende Workshops und Diskussionen sowie eine Fachausstellung. Alle Informationen zum JuraHealth Congress 2009 sowie der vollständige Ablauf der beiden Congresstage sind auf der Internetseite www.jurahealth.de zu finden.